St. Johann Baptist

Die katholische Kirche St. Johann Baptist ist Johan­nes dem Täufer geweiht. Dieser Name wurde gewählt zur Erin­nerung an die erste, bereits 1240 erwähnte katholische Gemeinde zu Geisnang in dieser Gegend, deren Kirche St. Johann im Dreissigjährigen Krieg zerstört wurde. Dieser Ort befand sich im heutigen Bereich Robert-Koch-, Geisnang- und Neckarstraße. Durch den Zuzug von vielen ka­tholischen Heimatvertriebenen wuchs die bisher einzige katho­lische Gemeinde Ludwigsburgs so stark an, dass hier in der West­stadt 1957 mit dem Bau einer Kirche begonnen wurde.

Die Einweihung unserer Kirche erfolgte dann am 24. und 25. Oktober 1959 durch Bischof Dr. Carl Josef Leiprecht. Seit 1. Oktober 1960 ist St. Johann eine eigenständige Pfarrei.

Die Planung der Kirche übernahm Oberbaurat Otto, die Bauleitung hatte Regierungsoberbauamtmann Otto Rothacker und den Bau führte die Firma Heilmann & Littmann aus.

Die Kirche läuft in ihrer Form konisch vom Eingang nach vorne auf den Altarraum zu. Sie ist im Eingangsbereich 32 Meter breit und im Altarraum 15 Meter. Die Kirche ist 37 Meter lang, hat eine Giebelhöhe von 16,5 Meter und eine innere Höhe von 15,5 Meter.

Der freistehende Kirchturm wurde erst 1967/68 erbaut, ist 38 Meter hoch und trägt fünf Glocken.

1975 wurde an der Nordseite eine Werktagskapelle angebaut, die durch Fenster den direkten Blick auf den Altar gewährt. 2008 wurde sie grundlegend umgestaltet.

Der Innenraum

Der Kirchenraum war ursprünglich für 1400 Personen konzipiert, davon 700 Sitzplätze und 600 Stehplätze. Auf der Empore sind weitere Besucherplätze und Raum für etwa 120 Chormitglieder. Die Orgel wurde im Dezember 1970 nach einem Entwurf von Dr. Hans Böhringer aus Stuttgart von dem Ludwigsburger Orgelbauer Walcker gefertigt.
Im Herbst 2017 wurde die Orgel vollständig abgebaut, die Pfeifen gereinigt, die Elektronik und Mechanik größtenteils ausgetauscht. Einige der ursprünglich 27 Register wurden ebenfalls getauscht bzw. erweitert.

Die neue Disposition führt das neobarocke Erbe der Walcker-Orgel von 1970 fort und entwickelt die Klangpalette behutsam weiter in die Epoche der Romantik.

Der Altar ist wie der Ambo aus Jura-Travertin gefertigt. Tabernakel und Kreuz sind mit Emaille-Arbeiten verziert. Beide gestaltete der Ludwigsburger Künstler Werner Regner.

Links vor dem Altarraum, neben dem Eingang zur Werktagskapelle, steht auf einer Stele eine spätgotische Madonna (Kopie der Oedheimer Madonna, die als Leihgabe bis 1976 in der Kirche stand)

Im Eingangsbereich steht rechts die Statue des hl. Antonius und links eine Johannesfigur mit dem Opferlamm.

Vorne rechts befindet sich der Taufstein, daneben der Osterkerzenständer.


Umbau und die heutigen Kirchenfenster

1990 wurde die Kirche grundlegend renoviert, die Decke abgehängt, der Altarraum vorgezogen und so dahinter noch Räume geschaffen. Die Sitzplätze wurden auf ca. 450 reduziert.
Es wurden neue Glasfenster eingebaut. Schon beim Betreten der Kirche beeindrucken die leuchtenden Farben der Fenster.
Da diese Kirche Johannes dem Täufer geweiht ist, zeigen die Fenster links auf der Nordseite Ausschnitte aus seiner Vita. Dazu passend rechts, auf der Südseite, Szenen aus dem Leben Jesu.
Beide Darstellungen laufen quasi aus einer Höhle heraus sich vergrößernd zum jeweiligen abschließenden Höhepunkt im Altarraum.
Entworfen wurden sie von dem Ludwigsburger Künstler Rasso Rothacker. Die Ausführung übernahm die Glasbaufirma Neumann. Hierbei wurde die jahrhundertealte Technik der Bleiverglasung angewandt.
Das Material ist ein so genanntes „Kathedralglas”, mundgeblasen in der Glasbläserei Müller in Waldsassen, nahe der tschechischen Grenze.

Die einzelnen Fenster werden nachfolgend erläutert,
beginnend auf der linken Seite (von hinten nach vorne) mit den
Johannes-Szenen

Erstes Feld:
Es zeigt die Verkündigung an Zacharias, den Vater Johannes des Täufers. Er war Priester im Tempel, deshalb die graue Rauchfahne des Brandopfers, die sich hinter seinem Kopf empor schlängelt.
Das Gold der Engelsflügel zeigt uns den Erzengel Gabriel als von Gott gesandt. Da Zacharias nicht glauben will, dass seine Frau in ihrem Alter noch ein Kind bekommen kann, verschließt ihm der Erzengel zunächst den Mund.

Zweites Feld:
Die Taufe am Jordan. Jesus empfängt diese durch seinen Vetter Johannes.
Der Geist Gottes schwebt in Form einer weißen Taube über den Wassern. „Siehe, das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe.”

Drittes Feld:
Der Rufer in der Wüste. „Seht, nach mir kommt Einer und ich bin es nicht wert, Ihm die Sandalen zu lösen.” Er ist nur der Bote, „der Rufer in der Wüste”, Wegbereiter für die Sonne Gottes, die erleuchtet, aber auch verbrennen kann.

Viertes Feld:
Es zeigt uns den Kopf des Johannes. Alle Mahner, die Missstände aufdecken, sind unerwünscht. Zu allen Zeiten. Wenn man kann, entledigt man sich ihrer.

Fünftes Feld, vorne im Altarraum:
Das grausame Ende des Johannes. Vernichtung, Flammen werden zur Eruption. Und doch kommt von oben ein Licht, das sich auch dieser Zerstörung annimmt und sie wirkungslos werden lässt.


Auf der Südseite die dazu passenden Stationen aus dem Leben Jesu

Erstes Feld:
Es stellt die Verkündigung an Maria dar.
Sie zeigt sich in einer demütig-bescheidenen Geste: „Herr, Dein Wille geschehe.” Kein Aufbegehren in Unver­ständnis wie gegenüber bei Zacharias. Stattdessen das „Sich fügen”.

Zweites Feld:
Es zeigt das Lamm Gottes: Sinn­bild Jesu, geduldig in seiner Opferbereitschaft. Keine aufmüpfige Rebellion ge­gen das Schicksal: vielmehr ein Annehmen.

Drittes Feld:
„Taube hören, Blinde sehen, Lahme gehen.”
Bei Gott ist Heilung möglich. Die Danksagung gehört dazu. Denn Ausgestoßensein ist das Eine, Hoffnung haben dürfen das Andere.

Viertes Feld:
Es stellt das Schweißtuch der Veronika dar. Tätige Hilfe aus Liebe = Caritas. Gleichzeitig aber auch ein Ahnen, dass nach der Tiefe des Leids eine Höhe kommt. Aus der Dornenkrone entwickelt sich die Königskrone.

Fünftes Feld:
Es zeigt die Vollendung des Weges Jesu.
Verzeihung und Versöhnung:
,,…denn sie wissen nicht, was sie tun.”
Auftrag an Nachfolger:
,,…siehe da, Deine Mutter.”
Und noch ein Drittes:
„Wenn ich erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.”


Die Glocken von St. Johann

Am 26. Oktober 1968 wurden 5 Glocken aus der Glockengießerei Gebr. Bachert, Bad Friedrichshall durch Dekan Paul Kopf feierlich geweiht. Dem Guss des voluminösen Geläutes mit einem Gesamtgewicht von rund 8 ½ Tonnen – das größte und schwerste Glockengeläut in ganz Ludwigsburg – ging vor der Genehmigung ein langer, umfangreicher Schriftwechsel, wenn nicht gar Streit mit dem Generalvikariat in Rottenburg voraus. Zu diesem Zeitpunkt besaßen weder die Rottenburger Bischofskirche noch die spätere Konkathedrale St. Eberhard in Stuttgart ein solch tontiefes und umfangreiches Geläut, wie es die Gemeinde St. Johann für sich plante.
In dem 1968 neu errichteten Campanile aus Beton entwickelt das Geläut einen Klang, der in der Region seinesgleichen sucht. Das Vollgeläut ist in der Tonfolge nach dem Klangmotiv des Hymnus Te Deum (im deutschen Textwortlaut als „Großer Gott, wir loben dich” bekannt) gegossen.

  • Glocke 1: Christusglocke
    Nominalton: B. Gewicht: 3.500 kg.
    Inschrift: „Laus tibi Domine, rex aeternae gloriae”.
    („Lob sei dir, Christus, König der ewigen Herrlichkeit.”)
  • Glocke 2: Marienglocke (Angelusglocke)
    Nominalton: des’. Gewicht: 2.000 kg.
    Inschrift: „Dignare me laudare te, virgo sacrata”.
    („Würdige mich, dich zu loben, heilige Jungfrau”.)
  • Glocke 3: Johannesglocke
    Nominalton: es’. Gewicht:1.400 kg.
    Inschrift: „Vox clamantis in deserto”.
    („Die Stimme des Rufers in der Wüste.”)
  • Glocke 4: Bußglocke
    Nominalton: f’. Gewicht: 980 kg.
    Inschrift: „Ostende nobis Domine misericordiam tuam”.
    („Zeige uns, Herr, deine Barmherzigkeit.”)
  • Glocke 5: Seelenglocke (Totenglocke)
    Nominalton: ges’. Gewicht: 800 kg.
    Inschrift: „Et procedent, qui bona fecerunt, in resurectionem vitae”.
    („Alle die Gutes getan haben, werden zur Auferstehung des Lebens gelangen.”)
Das Vollgeläut von St. Johann


Dies sind bearbeitete Auszüge aus der Festschrift zum 50 jährigen Jubiläum 2009.

Die gesamte Festschrift mit weiteren Informationen zur Chronik der Gemeinde finden Sie als PDF-Datei hier zum Herunterladen.

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